Wie viel Mut braucht es für eine Entscheidung?

Oder braucht es vielleicht sogar mehr Mut, um eine getroffene Entscheidung wieder rückgängig zu machen? Ich bin letztes Jahr von der Stadt aufs Dorf gezogen. Nach nur vier Monaten bin ich wieder in die Stadt gezogen. Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Überhaupt nicht. Schließlich bin ich diesen Schritt doch aus Überzeugung, nach langem Überlegen und nach Monaten der Vorbereitung gegangen.

Wie viel Mut braucht es für eine Entscheidung? Karolin Janus

Foto © Karolin Janus

Komplett und bewusst bin ich das volle Risiko eingegangen, habe meine geliebte Wohnung in meinem geliebten Stadtteil aufgegeben und habe mit meinem Sohn und meiner Selbstständigkeit im Gepäck einen riesigen Schritt aus der Komfortzone gewagt. Doch es gab gute Gründe für diese Rückentscheidung. Diese hier alle darzustellen, würde den Rahmen sprengen. Es waren ganz private Gründe und es waren unternehmerische Gründe. Ich würde sogar sagen, beides zu gleichen Teilen. Gründe gab es auf jeden Fall viele. Und es gab auch viele, viele Reaktionen auf diese Entscheidung – oder besser gesagt auf diese Rückentscheidung.

*Komplett und bewusst bin ich das volle Risiko eingegangen, habe meine geliebte Wohnung in meinem geliebten Stadtteil aufgegeben und habe mit meinem Sohn und meiner Selbstständigkeit im Gepäck einen riesigen Schritt aus der Komfortzone gewagt.

Wenn ich eine Entscheidung wieder rückgängig mache, ist das kein Rückschritt.

Ich habe mich leider nicht selten in Gesprächen wiedergefunden, in denen ich aufgrund meiner Rückentscheidung als unstet, wechselhaft und rastlos wahrgenommen wurde. „Du musst doch auch mal ankommen!“ oder „Man sollte dann auch einmal eine Entscheidung durchziehen, wenn man sie getroffen hat.“ waren Sätze, die in diesen Gesprächen gefallen sind. Das hat mich verärgert, gekränkt, irritiert und immer nachdenklich gestimmt. Wir alle treffen unsere Entscheidungen unterschiedlich. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Aus den verschiedensten Mustern und erlernten Erfahrungen und Prägungen heraus. Und so habe ich viel über das Treffen von Entscheidungen und über das Rückgängigmachen von Entscheidungen nachgedacht. Und bin zu dem Schluss gekommen, dass es immer mutig ist, sich für seine Ziele und Überzeugungen zu entscheiden. Egal, wie viele Schritte es dafür braucht oder wie viele dazwischen liegen.
Hier habe ich nun einmal zusammengetragen, wie ich mich an Entscheidungen annähere und welche Fragen mir beim Treffen von Entscheidungen helfen.

Was mache ich,
wenn ich vor einer
wichtigen Entscheidung stehe?

#1 Ich oder andere?

Ich frage mich, ob ich diese Entscheidung tatsächlich für mich treffe, für mein Wohlbefinden. Oder vielleicht doch für jemand anderen? Und wenn ich es auch für jemand anderen treffe, dann frage ich mich, wie weit richte ich mich mit dieser Entscheidung gegen mich oder meine Wünsch und kann ich das vertreten?

#2 Komfortzonen-Check

Ich frage mich, wie weit ich mich mit dieser Entscheidung aus meiner Komfortzone herauswage. Oder wenn die Entscheidung bereits getroffen ist, gleiche ich ab, wie es sich tatsächlich anfühlt. Ist es die grüne Zone und ich fühle mich gut? Ist es die gelbe Zone und ich muss mich daran gewöhnen, aber es kann werden? Oder ist es die rote Zone und es fühlt sich nach Stress und Panik an?

(Ampelsystem im Bezug auf die Komfortzone | Quelle: Tanja Köhler, Rauhnächte. 12 Tage nur für dich, 2023, Knesebeck, München, Originalausgabe, S. 108)

#3 Bauchentscheidungen

Was sagt mein Bauch? Was sagt das Herz? Ich lasse den Verstand außen vor, lege mich auf meine Meditationsmatte, gehe spazieren, in den Wald oder sitze einfach nur da und fühle in meinen Bauch hinein.

#4 Was sagt mein Körper?

Ich kann mich auch auf eine Yogamatte legen, auf ein Meditationskissen setzen oder ins Bett legen und dann mal schauen, was mein Körper macht bzw. sagt. Was passiert mit meinem Körper, wenn ich mir die bevorstehende Situation oder die Konsequenzen der Entscheidung ausmale und so richtig bildlich vor meinen Augen erscheinen lasse, und bis zu Ende denke? Was macht mein Körper? Ist er angespannt? Wie geht mein Atem? Zugegeben, es bedarf ein bisschen Übung, aber es hilft!

#5 Ich darf mich umentscheiden!

Habe ich eine Entscheidung getroffen, höre ich in mich hinein, ob sie sich noch immer gut anfühlt. Ich frage mich: Würde ich diese Entscheidung jetzt gleich noch einmal so treffen? Ist die Antwort „Nein“, dann fühle ich in mich hinein, wie lange ich bereit bin, abzuwarten, ob es besser wird. Oder ob ich bereit bin, es auszuhalten und falls ja, WOFÜR ich es aushalten möchte.
Ich weiß aber mittlerweile auch: Ich darf mich umentscheiden! Fühle ich das Unbehagen sehr stark und möchte ich eine Entscheidung rückgängig machen, dann mache ich das. Und ein „Du hast es ja so gewollt.“ überhöre ich zukünftig milde lächelnd.

Die Unternehmerin in mir entscheidet mit.

Mein privates Leben ist in vielen Bereichen so eng mit meiner Selbstständigkeit verwoben und schon die Selbstständigkeit an sich ist ja eine bewusste Lebensentscheidung, sodass bei fast jeder Entscheidung auch die Unternehmerin in mir ein Wörtchen mitzureden hat. Für mein Zeitmanagement war das Leben auf dem Land als überwiegend alleinerziehende Mama und Freiberuflerin katastrophal. Dafür eine Lösung zu finden, hatte höchste Priorität. Als der Entschluss zurück in die Stadt zu ziehen getroffen war, bin ich die nötigen Schritte dann auch flott gegangen. Ich komme in solchen Phasen schnell in die Aktion, denn jeder Tag in einer Umbruchphase ist massiv herausfordernd für meine Selbstständigkeit. Und natürlich war ein Jahr voller Umzüge und Wandlungsprozesse kein Spaziergang. So oder so nicht, aber vor allem auch im Hinblick auf meine Arbeit nicht. Doch schlussendlich habe ich viel gelernt. Zum einen, es braucht eben doch mehr als ein stabiles WLAN und einen Tisch. Und zum anderen, weiß ich noch mal mehr, wie viel mir meine Arbeit bedeutet – aber auch, inwieweit ich sie gern noch optimieren möchte.

Fragen, die ich mir ab jetzt immer bei wichtigen Entscheidungen stellen werde

  • Kenne ich das Bedürfnis, was hinter dieser Entscheidung steht? Und kann ich es mit dieser Entscheidung besser erfüllen?
  • Habe ich meine Entscheidung in alle Richtungen durchdacht? Oder zumindest in viele?
  • Was sagen Menschen zu dieser Entscheidung, die mich richtig gut kennen?
  • Habe ich schon mehrere Nächte darüber geschlafen
  • Habe ich diese Entscheidung in jede Zyklusphase mitgenommen?
  • Kenne ich meine Ängste, die mich oft bei Entscheidungen beeinflussen?
  • Habe ich Angst vor den Folgen dieser Entscheidung? Oder eher davor, was die Leute evtl. über mich reden oder wie sie mich verurteilen, wenn ich diese Entscheidung treffe oder sie rückgängig machen
  • Macht mich diese Entscheidung gerade glücklich?
  • Muss ich diese Entscheidung JETZT treffen? Oder hat sie noch Zeit?
  • Fällt es mir schwer, diese Entscheidung alleine zu treffen und hätte ich vielleicht gern Unterstützung dabei?

***

*Angekommen bin ich nicht, wenn ich stoisch dasitze, nachdem ich einmal mutig eine Entscheidung getroffen habe, innerlich mit mir abklatsche und nun um jeden Preis in der Situation verweile. Angekommen bin ich, wenn ich mir selbst lauschen und vertrauen kann – und mir selbst sage: Du wirst diese Entscheidung so treffen, wie es sich gerade jetzt für dich richtig anfühlt.

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