Urlaube und Auszeiten in der Solo-Selbstständigkeit

Viele viele Jahre habe ich genau das nicht eingeplant. Und ich habe dadurch viele Phasen der totalen Erschöpfung erlebt. Mittlerweile (nach über 10 Jahren Selbstständigkeit) gelingt es mir meist gut, auf jeden Fall aber immer besser, bewusst meine Auszeiten und Urlaube einzuplanen, und generell besser meine Grenzen zu kommunizieren. Bis dahin waren viele kleine Schritte nötig.

Urlaube und Auszeiten in der Solo-Selbstständigkeit, Karolin Janus

Foto © Mirjam Klein

Zuerst ging es darum, für mich selbst zu erkennen, wie ich meine Selbstständigkeit gestalten und wie ich arbeiten möchte. Es ging darum, zu erfahren, was passiert, wenn ich zu viel und ohne Pausen arbeite. Und schlussendlich bin ich dahin gekommen, diese Grenzen bewusst, konsequent und selbstbewusst meiner Kundschaft und meinem Netzwerk gegenüber zu kommunizieren. Aber ich lerne immer noch dazu. Und so stelle ich in diesen Tagen zum allerersten Mal eine Abwesenheitsnotiz im Mail-Programm ein und fühle mich dabei so richtig fancy :).

*Es ging darum, zu erfahren, was passiert, wenn ich zu viel und ohne Pausen arbeite. Und schlussendlich bin ich dahin gekommen, diese Grenzen bewusst, konsequent und selbstbewusst meiner Kundschaft und meinem Netzwerk gegenüber zu kommunizieren.

Urlaube, freie Tage und Auszeiten bewusst und vorab planen kann man lernen

Und üben. Immer wieder üben. So habe ich für mich in den letzten Jahren verstanden, dass ich meine Auszeiten planen und nicht mehr einplanen möchte. Das soll heißen, dass ich meine Urlaube nicht mehr um meine Aufträge drumherum plane oder gar „reinquetsche“. Doch ich habe viele Jahre meine freien Tage und Urlaube zwischendurch eingeschoben und somit immer NACH meinen To-dos geplant. Nun versuche ich mir immer VORAB zu überlegen, zu welchen Zeiten und in welchen Monaten im Jahr ich weniger machen möchte. Und danach plane ich dann meine Aufträge ein. Dieses bewusste Gestalten musste ich wirklich erst lernen – und es gibt mir eine Selbstbestimmtheit, von der man meinen könnte, die bekomme man automatisch mit der Selbstständigkeit dazu geschenkt. Aber neeee. Pustekuchen. Das Gegenteil ist oft der Fall. Eben typisch „selbst und ständig“. Doch das ist nicht nachhaltig und ich habe verstanden, dass ich meinen Wert als Selbstständige nicht herabsetze, wenn ich mal nicht kann, sondern ihn hochhalte. Indem ich mir jetzt konsequent vorab Gedanken mache, wann ich nicht erreichbar sein möchte, kann ich meiner Kundschaft rechtzeitig Bescheid geben, beide Seiten können besser planen und ich mache klar, dass ich und meine Arbeit nicht selbstverständlich sind.

Meine kleinen Errungenschaften in den letzten Jahren ...

  • Ich blocke jeden Morgen an jedem Wochentag früh bis 9 Uhr oder 9:30 Uhr Zeit, um meine Waldrunde zu machen.
  • Ich habe bei Google Öffnungszeiten eingestellt.
  • Ich befasse mich jetzt mit dem Thema „Abwesenheitsnotiz“.
  • Im E-Mail-Abbinder kommuniziere ich schon seit längerer Zeit einen Monat im Voraus, wann ich im Urlaub bin.
  • Seit zwei Jahren halte ich mir den Freitag konsequent frei. An diesem Tag kann ich selbst entscheiden, ob ich was für meine Aufträge machen möchte. Und Telefontermine oder generell Kundentermine lege ich auf diesen Tag wirklich nicht mehr. Der Freitag gehört mir und meiner Kreativität.
  • Seit zwei Jahren plane ich um die Weihnachtszeit sehr großzügig mein „Weihnachtsfrei“ ein. Ich versuche immer, vom 15. Dezember bis zum 6. Januar frei zu halten und werde bei der Kommunikation dieser Weihnachtspause immer sicherer und beim Planen des Zeitraumes immer großzügiger – denn diese Zeit im Jahr ist mir tatsächlich heilig. Für mich, die Rauhnächte und für meinen inneren Jahresabschluss.
  • Einschulungsfrei: dieses Jahr habe ich mir langfristig ein „Einschulungsfrei“ eingeplant, um die ersten zwei Wochen nach der Einschulung genug Entspannung im Kopf zu haben, um meinen Sohn bei diesem Übergang zu begleiten.

Wie gehen andere selbstständige Frauen an das Thema Urlaubsplanung heran? Ich hab mal nachgefragt!

Urlaubsplanung von Susanne Rau, sie betreibt das Coworking Studio Delta in Leipzig

Susanne Rau // Studio Delta Leipzig // Connect on Instagram

„Im Studio bin ich für alles verantwortlich, somit muss meine Abwesenheit immer gut vorbereitet sein. Meine Vorbereitung auf den Urlaub und auf Zeit für mich sieht dabei so aus: Mir ist für diese Zeit wichtig, dass alles da ist (Getränke, Klopapier,…) und funktioniert (Drucker, Kaffeemaschine). Es muss einen Ansprechpartner oder Mitarbeiter für Maintenance-Dinge und kurzfristige Buchungen geben. Manchmal verteile ich auch Aufgaben unter den Coworkern und Coworkerinnen, wie Pflanzen gießen und abschließen. Da bin ich immer sehr dankbar für jede Unterstützung. Ich habe ein Dokument mit allen wichtigen Telefonnummern (Heizung, Internetanbieter, Strom etc.) für den Notfall.

Bei allen Businessaufgaben (Bank, Verträge, Buchhaltung) versuche ich, so viel wie möglich vorab wegzuarbeiten. Das bedeutet auf jeden Fall immer einen Mehraufwand vor und nach dem Urlaub. Und ja, es vergeht kein Urlaubstag, an dem ich nicht meine E-Mails durchschaue. So kann ich diese ggf. an meine Vertretung weiterleiten oder bei wichtigen Anfragen auf meine Abwesenheit verweisen.“

*Bei allen Businessaufgaben (Bank, Verträge, Buchhaltung) versuche ich, so viel wie möglich vorab wegzuarbeiten. Das bedeutet auf jeden Fall immer einen Mehraufwand vor und nach dem Urlaub.

Urlaubsplanung von Jasmin Brückner, selbstständig – sie bietet Texte, Schreibworkshops & Spoken Words an

Jasmin Brückner // Freie Texterin // Connect on Instagram

„Es steht schon seit einem Jahr fest, dass ich mit Freundinnen wegfahre und mir dafür eine Woche frei nehme. Es hat mir auf jeden Fall geholfen, diesen Termin schon sehr lange im Voraus im Kalender stehen zu haben. Und weil mir diese Zeit mit meinen Freundinnen absolut wichtig ist, war auch klar, dass ich in der Zeit definitiv nicht arbeiten und nicht erreichbar sein werde. Und so habe ich dann an alle Kund:innen konsequent kommuniziert, dass ich in diesem Zeitraum im Urlaub sein werde. Dafür habe ich viel vorgearbeitet. Das war mir wichtig. Denn ich möchte ungern wieder kommen und dann einen noch größeren Stapel an Sachen abarbeiten müssen. Und damit kann ich jetzt eigentlich ganz entspannt fahren, was mich sehr freut.“

*Es hat mir auf jeden Fall geholfen, diesen Termin schon sehr lange im Voraus im Kalender stehen zu haben. (...) Und so habe ich dann an alle Kund:innen konsequent kommuniziert, dass ich in diesem Zeitraum im Urlaub sein werde.

Warum ist eine Auszeit für Selbstständige so wertvoll und vor allem nachhaltig?

  • Du bist dein Unternehmen und das bedeutet, dass du um so achtsamer mit deinen Kapazitäten und Ressourcen umgehen solltest – denn wenn es dir nicht gut geht, geht es auch deinem Business nicht gut.
  • Du verdeutlichst deiner Kundschaft gegenüber, dass Auszeiten wichtig sind und du stehst für dich ein und für dein Unternehmen – du steigerst deinen Wert! Und bleibst dir selbst treu!
  • Du kommst auf andere Gedanken, tankst neue Kraft, kannst Lösungen finden und den Blick weiten für neue Ideen, Aufträge und Herangehensweisen.
  • Es zahlt unbedingt auf deine Kreativität ein – und die brauchst du als Selbstständige. Immer. Egal wofür.

Was kannst du tun, um in der Urlaubszeit so wenig wie möglich gestört zu werden:
10 Tipps für dich

  • rechtzeitige und konsequente Kommunikation deiner Auszeit und deines Urlaubs der Kundschaft und dem Netzwerk gegenüber
  • bei Bestandskunden und bei regelmäßigen Beauftragungen acht Wochen im Voraus Bescheid geben und vier Wochen vorab noch mal alle erinnern
  • vielleicht auch vier Wochen vor dem Urlaub ein extra Urlaubs-Meeting einberufen, um zu klären, was vorab unbedingt noch erledigt und vielleicht vorgeplant und vorproduziert werden muss
  • Abwesenheitsnotiz einstellen – im E-Mail-Programm, bei Whatsapp (wer das beruflich nutzt) – und auch bei anderen Kommunikationskanälen
  • vier bis sechs Wochen vor dem Urlaub im E-Mail-Abbinder die Urlaubszeit vermerken
  • Vor- und Nachbereitungszeit fest in den Kalender einplanen – das gehört tatsächlich unabdingbar dazu
  • eine eigene Liste anlegen, wo du notierst, was du vor dem Urlaub erledigen bzw. besorgen oder auch an andere abgeben möchtest
  • Urlaubsvertretung finden, Verantwortlichkeiten während deiner Abwesenheit festlegen – oder für langwierige Aufträge ein Business-Tandem in Betracht ziehen
  • den geschäftlichen E-Mail-Zugang vom Handy entfernen und den Laptop nicht mit in den Urlaub nehmen
  • konsequent bleiben und nicht auf E-Mails etc. reagieren

4 Impulse, um als Solo-Selbstständige Urlaube und Auszeiten bewusst zu gestalten

Mein ganz persönliches how-to

#1 Vorbereitung und Nachbereitung einplanen

So banal wie das klingt, aber es ist wesentlich. Indem ich mir bewusst mache, dass das absolut dazu gehört, umgehe ich einen zu vollen Schreibtisch nach dem Urlaub.

#2 Vertretung

Hast du mal an eine Art Urlaubsvertretung gedacht? Für langwierige und umfangreiche Aufträge funktioniert für mich das Business-Tandem sehr gut. Während meiner Abwesenheit kann ich mich so darauf verlassen, dass Aufgaben weiterhin erledigt werden.

#3 nicht in „Versuchung“ kommen

Ich gewöhne mir mehr und mehr an, den Laptop nicht mitzunehmen. Weder in den Urlaub noch zu kleineren Auszeiten. Ich habe zudem schon lange nur meinen privaten E-Mail-Account mit dem Handy verknüpft, sodass ich von unterwegs gar keine geschäftlichen E-Mails abrufen und beantworten kann. Das handhabe ich jetzt seit 1,5 Jahren so und bisher hatte ich noch keine Situation, in der es mich gestört hat.

#4 der Auszeit einen Namen geben

Mir persönlich hilft es, den Auszeiten einen Namen zu geben und sie z.B. „Weihnachtsfrei“ oder „Einschulungsfrei“ zu nennen. Dadurch wird mir der Wert der Auszeit noch mal mehr bewusst. Und auch im Auftritt nach Außen kann eine Bezeichnung vieles ändern. So habe ich von einer Kollegin den Begriff „Betriebsferien“ für meine Selbstständigkeit übernommen. In großen Unternehmen ist diese Bezeichnung gang und gäbe – warum also nicht in der Freiberuflichkeit?

*Immer wieder üben. So habe ich für mich in den letzten Jahren verstanden, dass ich meine Auszeiten planen und nicht mehr einplanen möchte. Das soll heißen, dass ich meine Urlaube nicht mehr um meine Aufträge drumherum plane oder gar „reinquetsche“. (...) Dieses bewusste Gestalten musste ich wirklich erst lernen (...).

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